Von SEO zu GEO - Teil 5
29. September 2025
Nachdem wir im ersten Teil dieser Serie GEO als Weiterentwicklung von SEO kennengelernt haben, im zweiten Teil gesehen haben, wie sich GEO-Sichtbarkeit mit spezifischen Kennzahlen messen lässt, im dritten Teil konkrete Optionen für die Content-Optimierung vorgestellt wurden, im vierten Teil die Operationalisierung im Vordergrund stand, beschäftigen wir uns zum Abschluss der Serie mit den Plattformen selbst und was ihre Mechaniken für eure GEO-Roadmap bedeuten.
Jede Plattform tickt anders
Google AI Overviews
Wie die Engine arbeitet: AI Overviews fassen SERP-Quellen zusammen und präsentieren sie als kompakten Antwortblock. Die Engine bevorzugt strukturierte, widerspruchsfreie Fakten. Quellen sind zwar vorhanden, aber oft nur dezent sichtbar – meist als ausklappbare Referenzen unter dem Antworttext.
Was das konkret für euch bedeutet: Die in den früheren Teilen geforderten präzisen, widerspruchsfreien Kurzantworten und strukturierten Angaben sind die Eintrittskarte in den Antwortblock. Darum haben wir auf Zwei-Satz-Starts, klare Mikrostruktur und konsistente Fakten hingearbeitet (siehe Teil 2 zu Attribution/Position, Teil 3 zu Answer-First, Teil 4 zu Schema/JSON-LD).
Euer Playbook für Google AI Overviews:
- Fakten-Inventar erstellen und abgleichen: Namen, Zahlen, Preise, Definitionen regelmäßig gegen Googles eigene Darstellungen in den Knowledge Panels (Infoboxen rechts in den Suchergebnissen) prüfen und vereinheitlichen.
- HTML-Versionen für PDFs und Datenblätter: AI Overviews greifen lieber auf HTML-Seiten zu als auf schwer extrahierbare Formate wie PDFs.
- Schema-Markup gezielt einsetzen: Unternehmen, Produkt, HowTo, FAQ – kuratiert statt flächendeckend, das heißt nur dort, wo es euch tatsächlich in AI Overviews auftauchen lässt.
- Eigenständige "Answer Snippets" formulieren: Absätze, die auch ohne Kontext funktionieren und direkt übernommen werden können.
Perplexity
Wie die Engine arbeitet: Perplexity ist quellenzentriert und zeigt Citations (Quellenangaben) prominent an. Die Engine stützt sich stark auf Autoritäts-Ökosysteme wie Wikipedia, Fachmedien, Foren und vertrauenswürdige Domains. Neu veröffentlichte Inhalte haben nur ein kurzes Zeitfenster von wenigen Stunden, um durch Klicks und Interaktionen ihre Relevanz zu beweisen. Schaffen sie das nicht, verlieren sie schnell an Sichtbarkeit. Externe Vertrauenssignale – also Erwähnungen auf anderen, glaubwürdigen Seiten – geben oft den Ausschlag.
Was das konkret für euch bedeutet: Die in Teil 3/4 empfohlene Öffnung nach außen erklärt sich hier: Perplexity belohnt Inhalte, die über vertrauenswürdige Dritte konsistent bestätigt werden – genau deshalb haben wir externe Hubs, Quellenlinks und Belegbarkeit priorisiert.
Euer Playbook für Perplexity:
- Externe Erstveröffentlichung oder Co-Veröffentlichung von Kernfakten auf vertrauenswürdigen Seiten (Fachmedien, Review-Portale, Wikipedia-Referenzen).
- Änderungsprotokolle zu wichtigen Produktfakten (Version, Preis, Verfügbarkeit) öffentlich führen und verlinken – das signalisiert Aktualität.
- Kontext-Hubs pflegen: Glossar- oder Definitionsseiten, die von Dritten leicht zitiert werden können.
- Quellen-Diversität aktiv steuern: Nicht nur die eigene Domain, sondern 3 bis 5 wiederkehrende, unabhängige Referenzdomänen etablieren, die eure Aussagen stützen.
ChatGPT & Claude
Wie die Engines arbeiten: Antworten entstehen aus dem Modellwissen der KI plus punktuellen Webzugriffen. Attribution – also die Nennung konkreter Quellen – ist häufig schwach oder fehlt ganz. Konsistenz über Zeit und eine breite Datenbasis erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass eure Marke oder eure Inhalte erwähnt werden.
Was das konkret für euch bedeutet: Warum wir so stark auf Konsistenz (gleiche Zahlen und Aussagen überall) und kompakte, zitierfähige Definitionen gesetzt haben, zeigt sich hier: Die Modelle übernehmen stabile, wiederholt gesehene Formulierungen eher in ihre Antwortlogik – auch ohne Link (→ vgl. Teil 2 Mentions vs. Citations, Teil 3 Mikrostruktur).
Euer Playbook für ChatGPT und Claude:
- Einheitliche Formulierungen für zentrale Aussagen definieren und überall identisch verwenden (Website, Dokumentation, PR, Partnerseiten).
- Kurzdefinitionen und "Wann ist X sinnvoll?"-Absätze auf thematisch starken Drittseiten platzieren (Foren, Communities, Fachglossare).
- Release Notes und "What's New"-Seiten als eigene, leicht crawlbare Seiten führen. Alte Versionen archivieren statt zu überschreiben – so bleibt die Historie nachvollziehbar.
Plattform-Mapping auf einen Blick

Merksatz: Google extrahiert, Perplexity bestätigt, Chatbots erinnern.
Wo anfangen bei begrenzten Ressourcen?
Wenn eure Ressourcen begrenzt sind – und das sind sie sehr wahrscheinlich – ist die Priorisierung wichtig. Nach heutigem Stand solltet ihr mit Google AI Overviews starten, da Google seit dem Rollout die größte Reichweite hat. Noch vor wenigen Wochen wäre die Antwort ChatGPT/Claude gewesen. Das kann sich jederzeit wieder ändern. Das Nutzungsverhalten eurer Zielgruppen spielt ebenfalls eine Rolle: Wenn ihr wisst, dass sie recherche-intensiv arbeiten und Perplexity nutzen, solltet ihr dort stärker investieren. Die Devise lautet: Basis schaffen (das gilt für alle Plattformen gleich), dann dort vertiefen, wo eure Nutzer*innen gerade suchen – und flexibel bleiben.
Fazit: Eine Roadmap, vier Dialekte
GEO bleibt ein Prozess – aber mit plattformspezifischen Dialekten. Übersetzt eure bestehenden Grundlagen in konkrete, außenwirksame Maßnahmen je Engine:
- Google: extrahierbare, konfliktfreie Kurzfakten
- Perplexity: durch Dritte bestätigte, aktuelle Referenzen
- ChatGPT/Claude: konsistente Kurzdefinitionen mit breiter Datenbasis
So wird aus Content-Grundlagen sichtbarer Output – dort, wo Antworten heute entstehen.
Wie es weitergeht
GEO entwickelt sich rasant. Klassische SEO-Tool-Anbieter rüsten ihre Plattformen mit GEO-Features auf, Agenturen erweitern ihr Portfolio. Die Landschaft professionalisiert sich schnell – aber sie bleibt volatil. Was heute gut funktioniert, kann morgen irrelevant sein, weil eine Plattform ihren Algorithmus anpasst oder eine neue Engine Marktanteile gewinnt.
Unser Rat: Bleibt experimentierfreudig. Testet, messt, lernt – und teilt eure Erkenntnisse mit eurem Team. GEO ist noch jung genug, dass Early Adopters echte Wettbewerbsvorteile aufbauen können. Wer jetzt anfängt, seine Inhalte KI-gerecht zu strukturieren und systematisch zu messen, wo die eigene Marke in Antworten auftaucht, ist den meisten Wettbewerbern voraus. Die nächsten 12 Monate werden wahrscheinlich zeigen, welche Strategien sich durchsetzen – seid dabei, statt zuzuschauen.