Das Revolutionäre an generativer KI
8. Juli 2024
Im ersten Teil unserer Serie haben wir die verschiedenen Arten von KI kennen gelernt und erfahren, dass generative KI nur ein Teilbereich der KI ist. Damit wollen wir sie nicht kleinreden. Es gibt zwei Aspekte, die hervorzuheben sind:
- Die universelle Nutzung: Vor der generativen KI musste ich zu einem Thema, das ich mit KI bearbeiten wollte, Daten dazu sammeln und ein Modell trainieren. Erst dann konnte ich eine themenspezifische Aufgabe mit dem Modell lösen, zum Beispiel Kreditkartenbetrug erkennen. Das musste ich für jedes Thema machen, das ich bearbeiten möchte. Mit der generativen KI habe ich nun ein großes Modell, das verschiedenste Aufgaben erledigen kann.
- Die Demokratisierung: Während ich bislang Spezialist*innen brauchte, um erst einmal die richtigen Daten einzusammeln und das Modell zu trainieren, habe ich nun ein großes Sprachmodell, dass jede*r von uns nutzen kann.
Wie Sprachmodelle funktionieren
Doch bei der Nutzung stellt sich heraus, dass manche von uns besser damit klar kommen als andere. Das hat mit den Fähigkeiten zu prompten zu tun, aber auch damit zu verstehen, wie so ein Sprachmodell überhaupt funktioniert.
Der Mathematiker Dr. Helmut Linde hat auf golem.de einen Artikel über die Funktionsweise von Sprachmodellen veröffentlicht und diesen Satz formuliert: „Woher soll ich wissen, was ich denke, bevor ich lese, was ich schreibe?“. Er bringt damit auf den Punkt, was Sprachmodelle tun. Sie finden immer nur das nächste Wort zu einem gegebenen Text und wiederholen diesen Vorgang, bis genug Text vorhanden ist. Das bedeutet: wenn wir einem Sprachmodell eine Frage stellen, dann ermittelt es das erste Wort der Antwort, liest die Frage und das erste Wort der Antwort und ermittelt das zweite Wort der Antwort und so weiter.
Was Sprachmodelle nicht sind und nicht können
Wieso ist es wichtig, das zu wissen? Wir lernen dadurch, was Sprachmodelle nicht sind bzw. nicht machen:
- Sie sind keine denkenden Entitäten
- Sie sind keine Suchmaschinen
Ebenso lernen wir daraus, was Sprachmodelle nicht können:
- Sie können keine Fakten checken
- Sie können keine Quellen abgleichen
- Und das ist das Wichtigste: Sie können ihre Quellen nicht angeben
Fakten zu checken und Quellen abzugleichen kann einem Sprachmodell in einer Applikation quasi beigebracht werden. Deshalb sind die Chatbots sehr schnell mit einer Internetsuche ausgestattet worden. Sie hat auch das Defizit beglichen, dass Sprachmodelle auf einem immer schon veralteten Datensatz beruhen, wenn sie in Form von Chatbots verfügbar werden. Doch die eigenen Quellen anzugeben, werden Sprachmodelle nicht lernen. Jedenfalls nicht, wenn sie auf die Art und Weise trainiert werden, wie es derzeit der Fall ist.
Doch Sprachmodelle sind nicht die einzigen Modelle, mit denen wir es bei KI zu tun haben. Was noch auf uns wartet, darum wird es im nächsten Teil dieser Serie gehen.