Zeit für Agenten?
10. März 2025
OpenAI hat seinen KI-Agenten Operator nun auch in Europa für Pro-User freigegeben. Parallel dazu wurde eine neue Schnittstelle für Entwickler*innen eingeführt - die Response API - mit der sich eigene KI-Agenten entwickeln lassen. Diese Schritte unterstreichen, wie sehr die großen KI-Unternehmen auf die Idee selbstständig arbeitender KI-Systeme setzen.
Das große Versprechen dahinter klingt verführerisch: KI-Agenten sollen ganze Aufgabenketten eigenständig übernehmen. Sie recherchieren, wählen passende Tools, übergeben Informationen zwischen verschiedenen Systemen und arbeiten so lange, bis das gewünschte Ergebnis vorliegt. Doch wie nah sind wir an dieser Vision?
Der wesentliche Unterschied zu herkömmlichen KI-Anwendungen? Selbstständigkeit. KI-Agenten folgen nicht nur vordefinierten Prozessen, sondern treffen eigenständige Entscheidungen. Das vielzitierte Beispiel der Reiseplanung demonstriert dies: Der Agent sucht Übernachtungsmöglichkeiten, präsentiert Bewertungen und bucht auf Wunsch direkt. Beeindruckend! Doch warum begegnet uns ausgerechnet dieser eine Anwendungsfall bei fast allen Anbietern?
Relevanz für den Arbeitsalltag: Ein nüchterner Blick
Was haben KI-Agenten mit unseren beruflichen Aufgaben zu tun? Tatsächlich basieren viele Arbeitsprozesse auf ähnlichen Grundmustern – Recherche, datengestützte Analyse, Aufbereitung von Entscheidungsgrundlagen. Eine einfache Recherche erledigen allerdings auch Perplexity, ChatGPT oder Claude ganz ordentlich. Der echte Mehrwert eines Agenten zeigt sich erst, wenn er selbstständige Entscheidungen trifft und die nötigen Tools zur Umsetzung aktiviert.
Doch während die Reisebuchung ein überschaubarer Prozess mit klaren Parametern ist, sieht unser Arbeitsalltag oft anders aus. Projekte mit diversen Stakeholdern, dynamischen Anforderungen und komplexen Entscheidungskriterien lassen sich nicht so leicht in autonome Prozesse überführen. Das macht den Sprung von der netten Demo zur echten Arbeitserleichterung so herausfordernd.
Bei KI-Agenten brauchen wir vor allem realistische Erwartungen. Ja, sie existieren und arbeiten teilweise beeindruckend eigenständig. Nein, sie ersetzen keine komplexen Managementrollen und steuern keine Unternehmen – davon sind wir noch weit entfernt. Viele Arbeitsprozesse sind schlicht komplizierter als die Hochglanz-Demos der Anbieter.
Prozesse und Daten
Die erfolgreiche Nutzung von KI-Agenten steht und fällt mit zwei Faktoren: Wie gut kennen wir unsere Arbeitsprozesse? Und: Wie zugänglich sind unsere Daten? Ohne fundiertes Prozessverständnis und strukturierte Datengrundlagen bleiben selbst die cleversten KI-Agenten an der Oberfläche – und verkommen vom potenziell wertvollen Werkzeug zum netten Spielzeug. Schade drum.