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Wird ChatGPT Enterprise der neue Unternehmens-Chatbot?

3. September 2023

Vergangene Woche hat uns OpenAI wissen lassen, dass es ChatGPT nun auch in einer Version gibt, die zentral von Unternehmen ausgerollt und administriert werden kann. Der Chatbot kann prinzipiell nicht mehr als ChatGPT Plus. Wieso ist das dennoch ein Game-Changer für den Einsatz? ChatGPT Enterprise gibt keine Informationen über die Nutzung an das Sprachmodell GPT weiter. Das heißt: die Eingaben der Nutzenden und die von ChatGPT generierten Antworten werden nicht für das Training des Sprachmodells genutzt.

Bislang gab es zwei Wege, um zu verhindern, ein weiterer Samsung-Fall zu werden:

  • Im individuellen Nutzerkonto einstellen, dass die Eingaben nicht für das Training genutzt werden dürfen
  • Einen eigenen Chatbot entwickeln, der das Sprachmodell nutzt und für diese Nutzung definieren, dass die Eingaben nicht für das Training genutzt werden dürfen.

Die erste Option ist keine wirkliche für Unternehmen, denn deren IT hat nicht die Kontrolle über die individuellen Nutzerkonten in ChatGPT und kann daher nicht sicherstellen, dass die Einstellung wirklich vorgenommen wird. Zudem verlieren die Nutzenden ihre Historie. Für die zweite Option ist Entwicklungs-Know-how erforderlich, und sie ist deshalb mit Entwicklungskosten verbunden. Ob das ein Nachteil ist, lässt sich aktuell noch nicht sagen, da die Preise für ChatGPT Enterprise bislang nicht kommuniziert sind.

Die feinen Unterschiede

Auch wenn es keine echten neuen Features gibt, ist ChatGPT Enterprise etwas besser als die Kostenlose und die Plus-Version:

  • Es gibt keine Beschränkungen bei der Nutzung, wie wir sie von ChatGPT Plus kennen, dass nur eine bestimmte Anzahl von Prompts pro Zeiteinheit eingegeben werden kann
  • Die Prompts können bis zu 32.000 Tokens lang sein
  • Der Code Interpreter ist integriert
  • Prompt-Templates können geteilt werden

Und mehr Geschwindigkeit gibt es auch noch obendrauf. So viel zur Nutzung.

Sicher und administrierbar

Gute Nachrichten gibt es für IT-Admins. Die App lässt sich wie andere Applikationen in die bestehende Nutzerverwaltung im Unternehmen anbinden. Falls das nicht gewünscht ist, gibt es eine eigene Konsole für das User-Management, die einen Massenimport unterstützt.

Auch bei der Sicherheit sind mit AES 256 und TLS 1.2+ für die Verschlüsselung beim Speichern und Transportieren der Daten hohe Standards umgesetzt. Im Security-Portal von OpenAI erfahren wir, dass ChatGPT Enterprise CCPA- GDPR-, SOC-2-konform ist und vieles mehr. Allerdings gibt es nur einen Überblick. Wer Details wissen möchte, muss überraschenderweise ein NDA mit OpenAI schließen und angeben, wie ChatGPT Enterprise eingesetzt werden soll. Immerhin dauert die Freischaltung weniger als 24 Stunden.

Der Weg der Daten

Zum Thema Sicherheit gehört in Europa auch die Frage, welchen Weg Daten nehmen. Die Server von OpenAI stehen laut Privacy Policy in den Vereinigten Staaten – und nur dort. Das bedeutet, dass die Nutzerdaten selbst und die bei der Nutzung entstehenden Daten dorthin transferiert und dort gespeichert werden.

Ein Angebot, wie es Microsoft hat, die Cloud-Services mit in Europa oder sogar Deutschland Servern zu nutzen, gibt es nicht und ist auch noch nicht angekündigt.

Mehr als ChatGPT

Angekündigt hingegen ist bereits die Möglichkeit, ChatGPT Enterprise in Kombination mit eigenen Datenquellen zu nutzen. 

Microsoft bietet dieses Feature bereits im Rahmen seines Azure AI Studio, erfüllt damit aber nicht alle Erwartungen. Während sich Quellen mit unstrukturierten, textbasierten Daten gut integrieren lassen, geht das mit strukturierten Daten nicht so einfach. Hier ist die bestehende Lösung von OpenAI mit Custom Functions zu arbeiten erfolgreicher. Ob OpenAI in der Lage ist, diesen Vorteil in einer Form bereitzustellen, dass jede*r ihn nutzen kann, ist reine Spekulation.

Verfügbarkeit unbekannt

Ebenso spekulativ ist momentan noch, wie lange es dauert, bis ChatGPT Enterprise im eigenen Unternehmen einsatzbereit ist. Denn bislang ist es nicht möglich, ChatGPT Enterprise einfach zu bestellen. Oder auch nur die Lizenzkosten zu erfahren. Stattdessen laufen alle Anfragen über das Sales-Team von OpenAI, das beim Erstkontakt nicht nur Kontaktdaten, Standort und Unternehmensgröße, sondern auch Einsatzszenarien für ChatGPT Enterprise abfragt. Dann beginnt das Warten, denn der Ansturm ist laut Hersteller groß. 

Wenn das Warten ein Ende hat

Wir warten dennoch, denn wir wollen alle offenen Fragen beantwortet sehen. Vor allem die Frage, ob ChatGPT Enterprise das Potenzial hat, DER interne Unternehmens-Chatbot zu werden. Und das geht am besten durch Ausprobieren bei uns selbst und mit unseren Kunden. Wenn es so weit ist, folgt ein Update – versprochen.

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